Nr. 121040

Online-Elternabend zum Thema Berufswahl

Am Dienstag, 23. September, laden die hessischen IHKs von 18 bis 19 Uhr zu einem kostenlosen digitalen Elternabend ein. Die Teilnehmenden des „Parents‘ Dinner“ erfahren, welche Karrierechancen ihre Kinder durch eine duale Ausbildung erhalten - unabhängig von der Klassenstufe oder Schulform. Gemeinsam mit der Deutschen Bahn, die Einblicke in ihre Ausbildungsberufe gibt, informiert bei diesem Dinner die IHK Fulda und steht für Fragen zur Verfügung.

Pressemeldung vom 20. August 2025

Der Online-Elternabend ist Teil der Veranstaltungsreihe „Parents' Dinner - Hessenweite Online-Elternabende zur beruflichen Orientierung“, die die IHK Darmstadt gemeinsam mit anderen hessischen IHKs organisiert. Jeden vierten Dienstag im Monat übernimmt eine andere IHK die Gastgeberrolle in Kooperation mit einem regionalen Unternehmen. Interessierte können sich für mehrere Termine anmelden.
Weitere Informationen sowie Möglichkeiten zur Anmeldung finden Sie auf der Webseite BSO Hessen.

Karriereturbo im Einzelhandel

In drei Jahren vom Ausbildungsbeginn zur Abteilungsleitung – diesen ehrgeizigen Karriereweg können leistungsstarke Azubis im Einzelhandel einschlagen. Möglich macht es das Programm „Drei Abschlüsse in drei Jahren“ der IHK Darmstadt. Dadurch haben Einzelhändler die Chance, ihre zukünftigen Führungskräfte regional auszubilden.
Text: Annabel Aulehla
Im Kaufhaus Henschel in Darmstadt stöbern an diesem sommerlichen Montagmorgen schon kurz nach Ladenöffnung Kund*innen durch die angebotenen Kleidungsstücke. Im ersten Stock faltet Saskia Springer Oberteile auf einem Tisch, berät Kund*innen und wählt passende Stücke zum Anprobieren aus. Nach ihrem Fachabitur im Jahr 2024 hat sie die Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau bei Henschel begonnen. In drei Jahren will sie auf der Karriereleiter bereits einen großen Schritt weiter sein: „Ich möchte eine gute Position im Unternehmen erreichen und Abteilungsleiterin werden“, sagt sie.

In drei Jahren zur Handelsfachwirtin

Dieses Ziel klingt erst mal sportlich, ist aber realistisch: Als Teilnehmerin des Programms „Drei Abschlüsse in drei Jahren“ absolviert Springer innerhalb kürzester Zeit nicht nur ihre duale Ausbildung, sondern auch die Ausbildereignungsprüfung und die Weiterbildung zur Handelsfachwirtin. Dieser Abschluss ist dem Bachelor gleichgestellt und ermöglicht unter anderem den Einsatz als Kaufs-, Verkaufs-, Abteilungs- oder gar Geschäftsleitung. „Man ist nach drei Jahren so weit wie andere nach fünf bis sechs Jahren und kann karrieremäßig durchstarten – das finde ich richtig toll“, teilt Springer ihre Motivation.
Wir möchten unsere Führungskräfte selbst ausbilden, möglichst von klein auf. Durch das Programm der IHK Darmstadt ist das hier in der Region möglich.

Caroline Berg

Die Teilnahmegebühren trägt ihr Arbeitgeber, und zwar aus guten Gründen: „Wir möchten unsere Führungskräfte selbst ausbilden, möglichst von klein auf. Durch das Programm der IHK Darmstadt ist das hier in der Region möglich“, sagt Caroline Berg, Bereichsleitung für Mitarbeiterentwicklung bei Henschel Darmstadt. Vorher habe man mit dem Bildungszentrum des Einzelhandels kooperiert. „Die Teilnehmer mussten zum Blockunterricht in ein Internat nach Niedersachsen. Das liegt nicht jedem, außerdem entstanden dadurch hohe Kosten für Anfahrt und Unterbringung“, führt sie aus. Durch die räumliche Nähe sei das Programm „Drei Abschlüsse in drei Jahren“ der IHK besser mit dem Dienstplan vereinbar. Der Wechsel erfolgte 2024. Torsten Heinzmann, Teamleiter Ausbildung der IHK Darmstadt, freut sich über den Erfolg des Programms: „In Zeiten des Fachkräftemangels können wir den südhessischen Einzelhändlern damit eine Möglichkeit bieten, engagierte Auszubildende langfristig als potenzielle Führungskräfte ans Unternehmen zu binden.“
Aktuell gibt es in der Filiale am Darmstädter Marktplatz 15 Auszubildende im Bereich Einzelhandel, davon nutzen fünf den Karriereturbo. Bei der Auswahl der Kandidat*innen sind Berg verschiedene Faktoren wichtig: „Wir achten auf die Präsenz auf der Fläche und das Auftreten. Außerdem sollte die Person modisch orientiert sein, sehr strukturiert arbeiten und eine hohe Bereitschaft haben, Verantwortung zu übernehmen.“ Zudem muss der Notenschnitt in der Berufsschule besser als 2,49 sein. Denn auf dieser Grundlage besuchen die Teilnehmenden eine Verkürzerklasse an der Friedrich-List-Schule in Darmstadt, in der sie die Ausbildungsinhalte in stark verdichteter Form lernen. Nach 1,5 Jahren steht bereits die Abschlussprüfung an. Darauf folgen die Handelsfachwirt-Weiterbildung der IHK Darmstadt sowie die Ausbildereignungsprüfung.

Fleißig und gut organisiert

Das hohe Pensum erfordert ein hohes Maß an Selbstorganisation und Fleiß. Saskia Springer stört das nicht: „Da wir im Betrieb die Vier-Tage-Woche haben, kann ich einen freien Tag in der Woche zum Lernen nutzen. Außerdem öffnen wir erst ab 10 Uhr. Vorher habe ich auch genügend Zeit.“ Henschel belohnt das Engagement seiner Nachwuchstalente. In der Regel werden sie nach dem Abschluss übernommen und zum Beispiel als Abteilungsleitung oder stellvertretende Abteilungsleitung eingesetzt. Bei der Wahl des Einsatzgebiets richtet man sich auch nach den Stärken der Absolvent*innen. „Wir schauen, welchen Bedarf wir haben und wie das mit den Fähigkeiten des Einzelnen zusammenpasst. Ist jemand eher im Umgang mit Personen stark oder kann er besser mit Zahlen umgehen? So können wir entscheiden, ob jemand in den Verkauf geht, zum Controlling oder in den Bereich Warenwirtschaft“, sagt Berg.
Personalverantwortung gehört ebenfalls zu den Aufgaben der Handelsfachwirte. Die Abteilungsgröße liegt zwischen fünf und 30 Mitarbeitenden. Dazu zählen auch Auszubildende. Somit sind sie auf ihren Ausbilderschein angewiesen. Saskia Springer freut sich bereits darauf: „Wenn wir Praktikanten haben, weise ich sie gerne ein und helfe ihnen durch den Alltag. Daher kann ich mir sehr gut vorstellen, später auch Azubis anzuleiten.“
Dieser Artikel ist erstmals erschienen im IHK-Magazin Wirtschaftsdialoge”, Ausgabe 4/2025. Sie möchten das gesamte Heft lesen? Die Wirtschaftsdialoge” können Sie auch online als PDF-Datei herunterladen.

Zoll-Deal mit den USA schafft keine Erleichterung bei südhessischen Unternehmen

Die vorläufige Einigung zwischen der EU und den USA im Zollstreit sorgt für keine wesentliche Erleichterung südhessischer Unternehmen. Stattdessen überwiegen Sorgen. Das zeigt eine Blitzumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), an der sich knapp hundert exportorientierte Unternehmen aus Südhessen beteiligt haben. Die Einschätzung der Unternehmen aus dem Bezirk der IHK Darmstadt Rhein Main Neckar zeigen die Übereinstimmung mit dem bundesdeutschen Stimmungsbild. Insgesamt wurden 3.500 Betriebe befragt.

Pressemeldung vom 5. August 2025

DIHK-Blitzumfrage / Südhessen mit starkem US-Geschäft besonders betroffen / Unternehmen kämpfen mit wachsenden Belastungen, Investitionen geraten weiter ins Stocken / Diversifizierung der Märkte
Die vorläufige Einigung zwischen der EU und den USA im Zollstreit sorgt für keine wesentliche Erleichterung südhessischer Unternehmen. Stattdessen überwiegen Sorgen. Das zeigt eine Blitzumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), an der sich knapp hundert exportorientierte Unternehmen aus Südhessen beteiligt haben. Die Einschätzung der Unternehmen aus dem Bezirk der IHK Darmstadt Rhein Main Neckar zeigen die Übereinstimmung mit dem bundesdeutschen Stimmungsbild. Insgesamt wurden 3.500 Betriebe befragt.
Eine wirtschaftliche Entlastung durch die Zolleinigung erwartet so gut wie niemand: Nur fünf Prozent der befragten Betriebe rechnen mit positiven Effekten. Über die Hälfte (58 Prozent) befürchtet neue Belastungen. Bei Unternehmen mit direktem US-Geschäft geben dies sogar drei Viertel (74 Prozent) an. „Die handelspolitischen Unsicherheiten belasten unsere Mitgliedsunternehmen besonders. Niemand weiß, was morgen passiert. Die Zusatzzölle von 10 Prozent beeinträchtigen das US-Geschäft schon jetzt erheblich. Und für über die Hälfte der befragten Unternehmen bedeutet der Deal mit in Zukunft 15 Prozent Zoll natürlich eine deutliche Belastung“, sagt Axel Scheer, Außenhandelsexperte der IHK Darmstadt.

USA sind wichtigste Exportnation

„Für südhessischen Unternehmen, die Außenhandel betreiben, sind die USA die bedeutendste Exportnation. Da zudem Südhessen einen vergleichsweise hohen Exportanteil gegenüber dem Bundesschnitt hat, treffen die hohen Zölle unsere Unternehmen besonders“, so Scheer. Der US-Markt ist der mit Abstand wichtigste Auslandsmarkt für hessische Unternehmen. 2024 gingen Waren im Wert von 9,3 Milliarden Euro in die USA. Das sind 11,7 Prozent aller hessischen Exporte. Insbesondere chemische und pharmazeutische Erzeugnisse mit einem Wert von 4,2 Milliarden Euro und Maschinen mit einem Wert von 1,0 Milliarden Euro spielen eine wichtige Rolle als Exportgüter.
Für südhessischen Unternehmen, die Außenhandel betreiben, sind die USA die bedeutendste Exportnation. Da zudem Südhessen einen vergleichsweise hohen Exportanteil gegenüber dem Bundesschnitt hat, treffen die hohen Zölle unsere Unternehmen besonders.

Axel Scheer

Die Zollpolitik führt bereits jetzt zum Auftragsrückgang bei den Unternehmen. 40 Prozent der Unternehmen geben an, dass ihre Wettbewerbsfähigkeit auf dem amerikanischen Markt gesunken ist und sie weniger US-Geschäft haben. Doch natürlich treffen die höheren Zölle nicht nur die südhessischen Unternehmen, sondern auch die Kunden in den USA. „Je nach Geschäftsbeziehung und Marktsituation entscheidet sich, wer die Zölle tragen muss. Über die Hälfte der befragten südhessischen Unternehmen erhöht die Preise und gibt die Zölle an die US-Kunden weiter. Ein Viertel der Unternehmen muss die Kosten selbst tragen, und das andere Viertel teilt sich die Zollkosten“, sagt IHK-Teamleiter Scheer.
Die größte Belastung für diese Unternehmen ist die anhaltende handelspolitische Unsicherheit – insbesondere die Sorge vor weiteren Zollmaßnahmen. 80 Prozent der Befragten geben dies als zentrales Problem an.
Für weitere Unruhe sorge Donald Trumps jüngste Ankündigung, importierte Pharmaprodukte mit bis zu 250 Prozent Zöllen zu belegen. „Nahezu täglich werden neue Zölle mit unvorstellbaren Größenordnungen in den Raum gestellt, die eine Planbarkeit des USA-Geschäfts nahezu unmöglich macht“, beschreibt IHK-Experte Scheer die aktuellen Herausforderungen.
So hinterlassen die handelspolitischen Unsicherheiten auch in der globalen Marktstrategie deutscher Unternehmen deutliche Spuren: 54 Prozent der befragten Unternehmen mit direktem US-Geschäft geben an, weniger mit den USA handeln zu wollen. 26 Prozent reduzieren ihre US-Investitionen oder legen sie auf Eis.
„Unsere Unternehmen reagieren auf die unberechenbare Zollpolitik der USA und versuchen, sich weniger vom Exportgeschäft mit den USA abhängig zu machen“, berichtet Axel Scheer von der IHK Darmstadt. Mehr als die Hälfte der befragten südhessischen Unternehmen geben an, neue Märkte ins Visier zu nehmen. 41 Prozent der Unternehmen planen insbesondere im EU-Binnenmarkt ihre Aktivitäten zu verstärken. Danach folgen der asiatisch-pazifische Raum (20 Prozent), weitere europäische Länder außerhalb der EU wie Kanada, die Schweiz oder Großbritannien.

Partnerschaft zwischen EU und USA braucht wieder Verlässlichkeit

„Trotz aller Herausforderungen bleibt der transatlantische Markt für die deutsche Wirtschaft unverzichtbar,“ sagt DIHK-Hauptgeschäftsführerin Helena Melnikov. „Was Unternehmen jetzt benötigen, ist ein verlässlicher Kurs. Statt ständiger Richtungswechsel braucht es endlich Stabilität – wirtschaftspolitisch wie handelspolitisch.“ Ihr Appell an die Politik: „Verlässlichkeit und Berechenbarkeit müssen wieder das Fundament der transatlantischen Partnerschaft werden – Symbolpolitik auf dem Rücken der Unternehmen gefährdet genau das. Der Standort USA darf keine wirtschaftliche Wundertüte werden.“